Schon zwei Mal war ich in Slowenien. Immer habe ich den Triglav Nationalpark nur gestreift und mitten drin der verlockende Gipfel des gleichnamigen Triglav; den Gipfel, den jeder Slowene einmal im Leben besteigen muss. Irgendwie schon verlockend, oder?
Der Traum von Grönland ist für dieses Jahr früh geplatzt. Irgendwie klappt es nicht. Steffen und ich haben einfach nicht die Zeit, dem Alltag für so lange zu entfliehen, dass es sich lohnt. Schlussendlich einigen wir uns auf einen Camping-Urlaub: eine Woche in Richtung Süden. Vielleicht auch ein bisschen länger. Das Ziel bleibt lange unentschlossen. Erst im Auto entscheiden wir uns. Es wird Slowenien. Irgendwie cool. Ich freue mich auf den Triglav Nationalpark. Ich habe mich schon eine ganze Weile gefragt, wann ich endlich den Nationalpark durchwandern kann. Aus dem Durchwandern wird auch dieses Mal nichts, aber dafür haben wir trotzdem höllischen Spaß in den Bergen.
Klettersteige in Slowenien
Es ist schon fast dunkel, als wir über den Wurzenpass von Österreich über die slowenische Grenze fahren. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Reise nach Kranjska Gora. Damals war es ein kurzer Aufenthalt im Tal der Save. Von der Schönheit der julischen Alpen habe ich nur die Spitze des Eisbergs gesehen. Die bevorstehende Woche soll alles ändern. Schon am nächsten Tag zieht es uns zu unserem ersten Ziel.
Den kleinen Einsteigerklettersteig in Mojstrana. Wir wollen es nicht gleich übertreiben und fangen langsam an. Der Klettersteig ist beliebt und wir sind froh, eine Gruppe schon am Einstieg überholen zu können. Danach geht es angenehm weiter. Als ich hier vor drei Jahren kletterte war ich alleine. Jetzt rieselt es immer wieder mal Steinchen, losgetreten von anderen Kletterern oberhalb und dies fordert unsere volle Aufmerksamkeit. In allen möglichen Sprachen schallt es „Achtung Stein“. Trotzdem; ich genieße die Bergwelt um mich herum. Der Triglav versteckt sich.
Erst einige Zeit später sichten wir ihn. Da sind wir schon einige Kilometer weiter am Peričnik Wasserfall. Den kurzen Weg zu dem Touristenmagnet legen wir schnell zurück und können den Wasserfall in seiner vollen Schönheit genießen. Die Sonne scheint durch den Vorhang an Wasser. Es ist angenehm kühl in seiner Nähe. Ein Traum an dem heißen Tag. Wir entschließen uns, einen zweiten Klettersteig in Gozd Martuljek in Angriff zu nehmen. Die Hitze des Tages lässt aber ein kräftiges Gewitter heranziehen und wir brechen etwas enttäuscht am Einstieg zu dem Klettersteig ab und kehren zum Campingplatz zurück.
Triglav Nationalpark
„O Triglav, meine Heimat“ – so steht es auf der 50 Cent Münze Sloweniens. „Oj Triglav, moj dom“ wurde als Gedicht 1894 erstmals veröffentlicht und 1895 bei der Eröffnung des Aljaž-Biwaks auf dem Gipfel des Triglav vorgetragen. Der Komponist, Priester und Alpinist Jakob Aljaž komponierte daraufhin das gleichlautende Lied. Sein Vermächtnis ist nicht nur das Heimatlied, das seine Liebe zu dem Berg ausdrückt, sondern auch die vielen Bergsteigerstützpunkte und Hütten rund um den Gipfel. Darunter auch die höchste Hütte in Slowenien, die Kredarica-Hütte. Auf Grund ihrer unmittelbaren Lage zum Gipfel wird sie oft auch nur Triglavhaus genannt.
Wir nähern uns unserem Ziel langsam. Das Wetter hält uns noch von einer direkten Besteigung ab, dafür erkunden wir die Umgebung und schauen uns schon mal das riesige Massiv rund um dem Triglav an. Die mächtigen Wände von über 1000 Metern sind Ausdruck von Stärke und Schönheit im Nationalpark. Vom Viševnik aus ist unser Blick auf den Triglav fast uneingeschränkt. Wir bekommen ein erstes Gefühl, mit welchem Berg wir uns anlegen wollen. Auch wenn wir gerade ins Nachbartal schauen, so ist der Anblick leicht ehrfürchtig.
Der steile Weg zum Gipfel
Vom Vrata-Tal aus bis zum Gipfel sind es etwas über 2000 Höhenmeter. Wir veranschlagen eine Tageswanderung mit Klettersteig bis zum Triglavhaus und dann am nächsten Tag die Gipfelbesteigung und den Abstieg bis ins Tal. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Wir schlagen uns jedoch erstmal weiter die Regenzeit in Ljubljana tot. Ljubljana selbst liegt nicht weit weg, so wie in Slowenien fast alles. Ein kleiner Stadtbummel ist noch drin und zum Höhepunkt auf der Burg fängt der Regen an und lässt eine ganze Weile nicht mehr locker. Erst als der Abend langsam naht kommen wir trocken in unser Auto und zurück auf den Campingplatz. Wie jeden Abend kochen wir und anschliessend werden unsere Rucksäcke für die Triglav-Besteigung gepackt.
Der neue Tag beginnt gelassen und erst um 9 Uhr stehen wir auf dem Parkplatz an der Aljažev Hütte, schnüren unsere Schuhe fest und beginnen den Einstieg in den Tominšek-Steig. Durch dichten Wald machen wir schnell Höhenmeter. Es ist noch kühl und die Anstrengungen halten sich in Grenzen. An der ersten Seilsicherung legen wir unser Klettersteigset an. Die Schwierigkeit hält sich in Grenzen. Auch an den nachfolgenden Passagen habe ich oft das Gefühl, dass die Teile, wo man sich unsicher fühlen könnte keine Sicherung haben, während andere Passagen gesichert sind, aber nur für das gute Gefühl. Als mir der erste Seilhaken beim Anfassen entgegenkommt, entscheide ich mich, lieber meinen Händen und Füßen zu vertrauen als den Seilen. Ins Schwitzen kommen wir so oder so. Sie Sonne steht mittlerweile direkt über uns und als wir die Kreuzung mit dem Prag-Weg erreichen, brennt sie so richtig. Über das anschließende Geröllfeld geht der Aufstieg weiter. Vom Eis geformte Spalten im Felsen wechseln sich mit felsigen Passagen ab. Kurz vor der Triglavhütte kommt die letzte kleine Klettersteigpassage, die wir sicher aufsteigen.
Gipfel oder nicht?
An der Hütte angekommen überlegen wir kurz, ob wir doch noch den Gipfel in Angriff nehmen sollen, aber die Wolken und die fehlende Aussicht lassen uns lieber das Hüttenessen und die Sonne genießen, als nochmal die Wanderschuhe anzuziehen. Erst als am nächsten Morgen die ganze Meute im Zimmer anfängt wach zu werden, um den Gipfel zu erklimmen, machen auch wir uns fertig. Wir frühstücken schnell, lassen einen Rucksack zurück und beginnen in voller Ausrüstung den Aufstieg. Vor und nach uns sind schon hunderte Menschen unterwegs; viele Slowenen, aber auch ein großes internationales Publikum. Für Anfänger und nicht ganz trittsichere und schwindelfreie Personen ist das Klettersteigset ein Muss und wirkt definitiv beruhigend. Ich klippe mich nur an den exponierten Stellen, nutze das gespannte Stahlseil aber zum Festhalten und Führen. Nach dem kleinen Triglav geht es sehr exponiert auf dem Grat weiter. Hier begegnen uns immer mehr Leute nicht nur in unsere Richtung, sondern auch die Absteiger. Ein wildes Klippen und Sortieren am Stahlseil ist die Folge. Auch dauert der Aufstieg wahrscheinlich nur eine bis ein-ein-halb Stunden. Im Wochenendverkehr definitiv länger. Auch sehr ungeübte und übergewichtige Personen lassen sich von Bergführern auf den Gipfel führen. Überholen ist fast nicht möglich. An nur wenigen Stellen kann man das ungesichert tun. Auch ich passiere eine sehr langsame Gruppe mit etwas Kletterei. Steffen bleibt etwas mehr „im Verkehr“ hängen und erreicht den Gipfel einige Minuten später.
Triglav Gefühle
Nach unserer Elbrustour 2017 ist der Triglav wieder ein gemeinsamer Höhepunkt. Wenn auch nicht so anstrengend wie in großer Höhe, so hat der Triglav doch auch seine Eigenheiten. Der enorme Höhenunterschied zwischen Tal und Gipfel und die Klettereien auf dem Weg sind nicht ohne. Nach den obligatorischen Gipfelfotos steht uns nun der sechs-stündige Abstieg bevor. Bis zum Triglav-Haus geht es besser als erwartet an den Seilen hangelnd nach unten. Nach einer kurzen Pause nehmen wir den gleichen Weg wie beim Aufstieg, biegen dann aber auf den Prag-Steig ab und quälen uns nach unten. Der Weg ist unangenehm schotterig und somit rutschig. Wir bekommen den Dreh nicht raus und werden immer wieder überholt. Mir ist unbegreiflich, wie man die Passagen schneller laufen kann. Der Weg zieht sich und meine Beine werden schwer. Umso froher bin ich, im Vrata-Tal angekommen, meine Schuhe am eiskalten Fluss auszuziehen, die Füße kurz ins Wasser zu hängen, das T-Shirt auszuwaschen und meine Mütze zu erfrischen. Es ist unerträglich warm und auch die letzten Kilometer zum Auto sind zwar einfach, aber sie ziehen sich gewaltig.
Am nächsten Tag merken wir so richtig, was wir gemacht haben. Wacklige Beine und ein lustiger Gang sind die Folge. Wanderungen und weitere Klettersteige lassen wir mal lieber. Das kann nicht mehr gut gehen. Dafür fahren wir nach Bovec, ins Soča-Tal. Hier schließen wir uns einer Kajak-Schule an und müssen fortan nicht mehr so sehr an unsere Beine denken. Im Fahrwasser der Soča genießen wir die Landschaft, die Berge, den klaren Fluss und unseren letzten Tag in Slowenien. Wieder hat mich dieses Land positiv überrascht und endlich war ich auch im Triglav-Nationalpark.
Weitere Wanderungen in Slowenien
Südlich des Triglav-Nationalparks schließt sich die weite Landschaft des grünen Karsts an. Hier beginnt die Via Dinarica, deren Wanderwege sich bis Albanien schlängeln. Bekannt sind natürlich auch die Grotte von Postojna und die Felsenburg Predjama.
Ja mein Freund,
es ist wircklich beeindrükend was du erlebst.
Viel Spaß weiter.
Amadou