Einmal quer durch Tansania vom Indischen Ozean bis an den Tanganyika See. Ein kleiner Marathon per Bus und Zug und einem kleinen Zwischenstopp zum Wandern in den Uluguru Bergen.
Die Herausforderung in den Bergen
Gerade hatten wir das Mafia-Abenteuer überstanden, da suchten ich und Frederic schon die nächste Herausforderung. Mein Weg hatte ich schon vor Mafia Island festgelegt. Es sollte mich nach Kigoma an den Tanganyika See im Westen Tansanias führen. Mein Zugticket war gekauft und die Reservierung in der 1. Klasse auch nur durch Zufall möglich. Ansonsten war der Zug ausgebucht. Mit der netten Dame vom Schalter vereinbarte ich, das ich egal wo entlang der Strecke der Central Line zusteigen kann und erkaufte mir die nötige Flexibilität für Mafia.
Da wir gut von Mafia runter kamen, entschied ich mich, mit dem Bus nach Morogoro zu fahren. Nach einiger Zeit im Dalla-Dalla von Nyamisati nach Dar entschied sich Frederic, sich mir anzuschließen und so starteten wir zusammen in die Uluguru Berge.
Morgenübungen zur Morningside
Der erste Tag in Morogoro führte uns über die Boma Road südlich aus der Stadt hinaus und der ausgewaschene Feldweg im Anschluss in die Uluguru Berge. Diese ragen bis zu 1600 Meter über die Stadt hinauf und sind dominater Bestandteil der Skyline von Morogoro. Die Felder an den Hängen zeugen von übertriebener Rodung eines nur noch in den höheren Lagen sichtbaren Regenwaldes.
Die ersten Kilometer ging es gut voran. Viele Leute grüßten freundlich und wünschten uns eine gute Wanderung: „Safari njema!“
Der Pfad wurde immer enger, vorbei an einer kleinen Kirche konnte man in der Ferne die Morningside erahnen. Viele Wege führen nach Rom, so auch zur Morningside. Man kann sich fast nicht verlaufen und falls man unsicher ist, fragt man kurz einen Bergbauern. Auch zeitlich ist Morningside schnell zu erreichen: 2,5 bis 3 Stunden hoch und 1,5 Stunden für das Absteigen.
Die Morningside ist ein altes Wochenenddomizil, welches 1911 von den Deutschen gebaut wurde und bis 1970 noch in Betrieb war. Heute wird es noch als Forschungsstation genutzt und die Community hat dort ihr Zentrum. Für einen kleinen Beitrag kann man direkt davor campen und sich von der Aussicht beeindrucken lassen.
Als Ausgangspunkt für Bondwa Peak ist es eine gute Raststation. Trotz der Funkmasten und deren Bewacher auf dem Gipfel, ist es möglich in Begleitung eines Guides aufzusteigen. Wir beließen es bei Morningside, denn Lupanga Peak wartete auf uns am nächsten Tag.
Das steile Vergnügen
Die Auskunft würde ich als mangelhaft bezeichnen. Uns wurde der Weg zum Lupanga Peak als herausfordernd, anstrengend und manchmal rutschig beschrieben. Die Zeitangabe mit 10-12 Stunden für Auf- und Abstieg.
Wir hatten einen guten Tag erwischt und setzten uns kurz nach 6 Uhr mit unserem Guide Evance in Bewegung.
Die Genehmigung für den Aufstieg hatte man uns für 10$ am Vortag besorgt.
Die ersten Kilometer gingen leicht von den Sohlen. Über kleine Pfade durch das Dorf am Fuße des Berges schlängelten wir uns weiter durch den überwucherten Pfad, den ich vielleicht doch besser mit langen Hosen bestritten hätte. Von einer Sekunde zur anderen waren wir plötzlich im Wald. Der Pfad war anfangs noch gut und ohne größere Anstrengungen zu laufen. Einige Passagen waren jedoch schon etwas steiler und rutschig.
Nach drei Stunden erreichten wir die Picknick-Stelle. Was sich mir dahinter an Weg bot, fasse ich kurz zusammen: Der schwierigste und steilste Pfad, den ich je erklommen habe.
Hätte es Fixseile gegeben und Felsen statt Wurzeln wäre es ein Klettersteig gewesen. Dazu rutschiger Boden, Bäume mit Stacheln, damit man sich ja nicht an ihnen fest hält, und eine „gute“ Temperatur. Aber nach etwas über vier Stunden standen wir auf dem 2138 Meter hohen Gipfel. Runter ging es rückwärts. Ein Gleitschirm wäre sicherer gewesen, aber durch den Wald am Gipfel gäbe es neben keiner Aussicht auch keine Startbahn.
Sicheren Boden in der Stadt erreichten wir zum Erstaunen der Agentur schon um 15 Uhr. Unseren Guide haben wir bis an seine Erschöpfungsgrenze getrieben.
Der Zug zum See
Noch am gleichen Abend bestieg ich den Zug von Dar-es-Salaam nach Kigoma. Mit nur 10 Minuten Verspätung fuhr der Zug den Tanzanian Railway Cooperation in den Bahnhof ein. 6 Stunden nach Abfahrt um 17 Uhr in Dar fand ich ohne größere Schwierigkeiten mein Abteil. Etwas schöner und käferfreier hatte ich mir die 1. Klasse schon vorgestellt, aber im Grunde war das Abteil akzeptabel. Meine erste Nacht im Zug machte mir gleich bewusst, dass das Bremsen eines 20 Wagen langen Zuges nicht einfach ist und sicherlich auch nicht die Lieblingsbeschäftigung des Lokführers. Es ruckelte teilweise recht heftig, so dass ich manchmal Angst hatte, aus dem Etagenbett geworfen zu werden.
Am nächsten Morgen um 8 Uhr wurde ich kurz vor Dodoma überrascht, als der Room-Service Frühstück anbot. Das konnte ich schlecht ausschlagen und genoss das Omlett mit Nudeln und Toastbrot, auch wenn durch das Ruckeln mein Tee in Teilen nicht in meinem Mund landete.
Dodoma verließen wir mit zwei Stunden Verspätung, nachdem noch weitere Wagen und eine Lok hinzurangiert wurden.
Den Tag im Zug verbrachte ich lesend und schreibend. Außerdem traf ich auf Ralf, einen Vielreisenden und Bahn- und Flugzeug-Fan. Ich glaube, einige seiner Reiseideen sind nun auch in meinem Kopf gelandet.
Die restlichen Minuten knabberte ich zum Mittag- und Abendessen auf Hühnchen und Reis rum. Den Abteilservice musste ich doch voll ausnutzen.
Mit zwei Loks und 22 Reisewagen kamen wir gegen 21 Uhr in Tabora an. Hier wurden wir nochmal wild herumrangiert und kurz abgestellt. Diese Ruhe nutzte ich für den ersten Teil meines Schlafes. Erst um 1 Uhr ging es nun mit knapp 4 Stunden Verspätung weiter. Wir verabschiedeten den Zugteil nach Mwanza und setzten unsere Fahrt nach Kigoma fort. Jeder Blick aus dem Fenster offenbarte auf dem Weg neue Landschaften: Wälder, Steppen und Flüsse. Ein erlebenswertes Reisemittel ist die Central Line in Tansania sicherlich. Kostengünstig und bei mir nur mit 6 Stunden hinter einem fiktiven Zeitplan brachte sie mich nach Kigoma an den Tanganyika See.
Auf meine Frage, wann wir ankommen, sagte mir gegen Anfang der Fahrt eine Frau: „Die Zeit ist nicht wichtig.“
1090 km Luftlinie von Dar-es-Salaam entfernt und nach zwei Tagen reine Reisezeit quer durch Tansania habe ich wieder einmal spannende Leute kennengelernt und die abwechselnden Landschaften genossen: vom Meeresspiegel auf knapp 900 Meter; vom Meer zum See.
super idea