Glück mit dem Wetter muss man doch irgendwie immer in den Bergen haben. Der Mount Everest macht dort keine Ausnahme und die Berge im Himalaya sind da meiner Meinung nach noch gemeiner. Wieso ich heute so auf das Wetter schaute, war von einfacher Natur. Ich wollte den Berg der Berge sehen.
Die Geschichte begann schon einige Tage früher. Ich kam gerade von meiner Trekking-Tour im Annapurna Gebiet wieder und hatte mir für Nepal sowieso vorgenommen den Mount Everest zu sehen. Da die Zeit dann doch etwas knapp für eine Tour über Lukla zum Mount Everest Base Camp und zurück war, entschied ich mich für die „Deluxe“-Variante: den Rundflug.
Dipak, mein Guide, organisierte für mich bei einem Freund das Ticket. Teuer genug war es sowieso, aber sein Freund gab mir großzügig Rabatt bei Barzahlung. Da ich beim besten Willen keine 190 USD in der Tasche hatte zog ich schnell um den Block um einen Geldautomaten nach dem Nächsten abzugrasen. Nach dem dritten Anlauf spuckte mir der Automat, auch wenn ich drei Mal abheben musste, meinen gewünschten Betrag aus und ich tigerte zurück um zu bezahlen.
Schrecksekunde für den Taxifahrer
Jetzt kam es also nur noch auf das Wetter und den Flug an. Freundlicherweise gehen die Flüge gegen 6 Uhr morgens, damit noch wenig Wolken am Himmel sind und die Chancen auf einen Ausblick um Welten höher. Doof nur, dass ich dafür um 4 Uhr aus dem Hostel musste. Nach etwas Katzenwäsche begab ich mich nun auf die Suche nach einem fahrbaren Untersatz um von Thamel zum Flughafen zu kommen. Gestern dachte ich mir noch: „Ach, ein Taxi reservieren ist genauso unsicher ob es überhaupt kommt, also lieber morgen früh suchen.“
Also schlich ich um den menschenleeren Block um mit einem sachten Klopfen am Fenster einen Taxifahrer (den wahrscheinlich einzigen im Umkreis von 500m) aufzuschrecken und liebenswürdige Verhandlungen zu beginnen. Wieso sie immer wieder versuchen die armen Backpacker auszunehmen, ist mir unklar. Ich gab ihm also wieder die Wahl: eine Fahrt um 4 Uhr tätigen und etwas Geld zu verdienen oder lieber weiterschlafen und eine Fahrt zu verlieren. Ich war früh dran, hatte also genügend Zeitreserve weiter zu ziehen und zu suchen.
Wir trafen uns in der Mitte und wie sich herausstellte, war es eine gute Entscheidung. Denn er war der einzige auf der Straße für Kilometer.
Flughafen: Wohin des Gates?
Am Flughafen war ich dennoch zu früh und musste mit anderen „Frühaufstehern“ vor den Türen des Flughafens warten. Als diese dann geöffnet wurden, hatte ich das Gefühl, das ich der einzige bin der einen Rundflug hat. Alle anderen wollten irgendwie nach Lukla. Da kam schon etwas Neid auf (siehe „Bucket List – Things I want to do„).
Nach dem Check-In und etwas Warten ging es dann auch endlich los. Durch eins von zwei offenen Gates, wo eigentlich jeder einfach nur durch ging gelangte ich zu meinem Bus. Nach einem fragendem Blick meinerseits, gab mir der Busfahrer zu verstehen, dass ich richtig sei. Na gut, er muss es wissen, denn die fünf Busse nebeneinander schienen unterschiedliche Ziele zu haben.
Davon waren die restlichen Lukla. Bis jetzt verstehe ich nicht, wie so viele Flugzeuge auf dem Flughafen in Lukla Platz haben, wie jetzt losfliegen wollten.
Im Bus traf ich auch endlich meine Mitflieger: eine Gruppe Amerikaner auf Rundreise durch Indien und Nepal. Schön organisiert, aber gestresst sahen sie dennoch aus. Sie hatten wohl zu viel Zeit mit Fahren, als mit Ausruhen und Sightseeing verbracht.
Berg der Berge
Das Flugzeug startete auch sobald und drehte Richtung Osten. Die Flugbegleiterin zeigte auch schon mal auf Berge im Himalaya und fing an zu erklären, wo wir sind. Auf der Rückseite meines Tickets war eine Reliefkarte mit der ich auch gleich zu Raten anfing, welchen Berg ich den gerade vor der Nase hatte.
Dank der geputzten Fenster hatte ich einen schönen Ausblick, aber die Kratzer auf den Fenstern machten mir das Fotografieren schwer. Umso dankbarer, war ich als die Flugbegleiterin mich endlich aufrief um einen Blick ins Cockpit zu werfen. In diesem Augenblick kam der Berg der Berge ins Bild und die Piloten setzten zur Kurve an. Dies gab mir die Chance aus den nicht zerkratzten Fenstern im Cockpit ein paar Bilder vom Mount Everest zu schießen. Auch wenn er sich hinter einem Wölkchen versteckte, so ragte seine Spitze durch die Wolken, was seinen Anblick nicht trübte. Auf dem Rückweg, dieses Mal näher an der Bergkette, wurde mir plötzlich nochmal die Größe bewusst. Wir flogen auf 6000m und die Berge ragten über uns hinaus. Die Täler erschienen nun auch riesig und atemberaubend.
Nach nur einer Stunde Flug war der Spass auch schon wieder vorbei. Zu schnell wie ich fand. Ich hätte den Anblick noch gerne länger genossen. Der Flug war es absolut Wert und ich bin überglücklich, den Mount Everest gesehen zu haben.
Vor dem Flugzeug machten wir noch ein Gruppenfoto, bevor wir den Weg aus dem Flughafen antraten. Ein Amerikaner bot mir auch gleich an, den letzten freien Platz in ihrem organisierten Taxi einzunehmen. Das sparte mir wieder unbequeme Diskussionen mit Taxifahrern.
Zurück in Thamel beginnt mein Tag erst richtig. Mal schauen, was sich nach dem Frühstück noch so alles ergibt.
Sagenhaft schön! Ich kann absolut verstehen,daß Du diese Aussicht auf Deiner Bucket List hattest.Ich weiß nicht, ob man die Ausmaße dieses Gebirges überhaupt begreifen kann.