Die Nachmittagssonne brennt unbarmherzig, die Luft ist trocken und der Schweiß fließt mir nur so über die Stirn. Die Hitze bringt etwas diesige Luft mit sich und eine Erfrischung würde definitiv gut tun. Die Arbeit auf der Baustelle in Télimélé ist für heute abgeschlossen. Während die meisten der Gruppe sich für den Stausee entscheiden, so habe ich mich heute für einen kleinen Spaziergang entschieden. Neben der Berufsschule ragt ein Tafelberg in den Himmel. Ein kleiner Punkt auf der Karte auf dem Handy verrät mir in bestem Deutsch „Aussichtspunkt“. Eine dünne gestrichelte Linie weist den Weg. Es ist nur ein kurzer Aufstieg. Der Pfad schlängelt sich sanft den Berg hinauf. Rechts ein Haus mit Garten, links Gestrüpp. Nur kurze Zeit später stehe ich auf dem Berg. Die Aussicht ist nicht gerade das, was man sich von einer Aussicht auf einem Berg wünscht. Télimélé ist dennoch gut zu erkennen: der Berg mit der Präfektur, die Häuser entlang der Marktstraße, der Fußballplatz in der Ferne und Häuser im Grünen.
Hochland – die Gedankenwanderung
Es ist eine Freude, die Region zu sehen. Zu gerne würde ich meine sieben Sachen packen und einfach nur drauf los wandern. Von Ort zu Ort. Wie ein Spinnennetz ziehen sich kleine Pfade durch die Natur und verbinden kleine Siedlungen. Flüsse durchschneiden die Landschaft und bahnen sich ihren Weg. Die hügelige Landschaft bietet der Natur für ihre Schauspiele eine hervorragende Kulisse. Bäche werden zu Flüssen, Flüsse kurzerhand zu Wasserfällen. Der Nebel über der Landschaft lässt die Sonne in den frühen und späten Stunden in tiefem Orange erscheinen. Das Hochland von Guinea zeigt sich hier von seiner besten Seite.
Flüsse – die Abkühlung
Vom Berg zum Bach ist es ein Katzensprung. Immer nur den Hang hinunter. Kinder spielen hier in den Bäumen. Dennoch verstecken sich die wirklich schönen Orte vor den Blicken. Ein Tipp, den wir erhalten haben, beschreibt einen Wasserfall in der Nähe. Die Richtung ist bekannt und der Sonntag wird der Suche nach dem Wasserfall gespendet. Mit dem Auto breche ich mit den anderen Freiwilligen auf. Wir holpern die Straße in Richtung Kindia. In einem kleinen und unscheinbaren Dorf halten wir an. Ganz in der Nähe war es, als auf der Hinfahrt auch das Wort Wasserfall fiel.
Die Suche beginnt. Wir werden schnell von Kindern begleitet. Der Weg führt erst durch die Büsche und es wird langsam klar, dass der Fluß der Weg sein wird. Erst sind es nur ein paar Schritte über einen Stamm, dann geht es aber nur noch durchs Wasser weiter. Die Bäume und Büsche an der Böschung sind einfach zu dicht. Das Rauschen wird immer stärker. Alle Mühen werden belohnt, als der Wasserfall vor uns auftaucht. Es ist nicht nur einer, es ist eine ganze Kette, die sich über knapp 60 Meter entlang einer Klippe ausgießen. Die Gischt schlägt uns entgegen und der erzeugte Wind lässt meine Kleidung flattern. Es ist eine traumhafte Abkühlung und bislang noch ein schöner Geheimtipp für Besucher von Télimélé!
Die Landschaft des Hochlandes ist ein absoltues Highlight in Guinea. Hinter jeder Kurve eine neue Aussicht und in mir wächst mit jedem Tag mehr der Wunsch, weiter zu reisen, weiter das Land entdecken und die Berge, Flüsse und Landschaften aufzusaugen!
Guinea – Schule fürs Leben
Teil 1 – Conakry im Morgengrauen
Teil 2 – Begrüßung à la Télimélé
Teil 3 – Berufsschule: Hier lernt man Schwitzen
Teil 4 – Die Natur ruft – Hochland von Guinea
Teil 5 – Grundschule: Jeder fängt mal klein an
Teil 6 – Schule fürs Leben – Das Video
Ich liebe deinen einfühlsamen, poetischen Ton. Sehr schöne Texte und Bilder, die mit ihrer leicht träumerischen Atmosphäre verzaubern… Wunderbar!