Von den Bergen zum Meer: In Slowenien ist es ein Katzensprung. Dazwischen liegen weite grüne und auch manchmal dunkle Welten. Auf der Strecke von Ljubljana zu dem kleinen Streifen Küste befindet sich eine der größten Tropfsteinhöhlen der Erde. Eine Entdeckungstour unter der Erde!
Erasmus – die andere Geschichte
Meine erste Erleuchtung am Tag: Ja, ich kenne Erasmus! Ist das nicht der? Nein? Achso! Es gibt einen Raubritter namens Erasmus?
Eine interessante Geschichte erwartet mich. Die Höhlenburg Predjama wurde schon im 12. Jahrhundert direkt vor den Eingang eines riesigen Höhlensystems errichtet. Mitten in der Felswand ragt die Burg aus dem klaffenden Höhlenschlund. Mächtig thront sie in ihrer sicheren Lage.
Erasmus hielt sich hier lange versteckt und versorgte die Burg bei der finalen Belagerung durch das geheime Höhlensystem mit Essen. Der Legende nach wurde er von einem Diener verraten und mit einem Steingeschoss auf dem stillen Örtchen getötet. Ob die Legende nur für die Touristen aufrecht erhalten wird, will mir natürlich keiner verraten. Auch ohne die Geschichte ist die Burg ein Schmuckstück und meine erste Burg dieser Art.
Meine Entdeckungstour durch die Burg endet im Dachgeschoß im Burgshop. Mit einem Ritterhelm auf dem Kopf sehe ich meiner nächsten Schlacht in die Augen!
Licht! Bitte!
Die Schlacht ist eher kleinerer Natur. Den Kampf mit dem Mittagessen zur Stärkung gewinne ich mit Bravur. Von der mächtigen Burg am Fels geht es jetzt unter die Erde. Ich stehe zusammen mit meiner kleinen Gruppe vor dem Eingang der Postojna Höhle. Zusammen mit Borut, unserem Höhlenführer, und dem Biologen und Höhlenforscher Primož Gnezda schleichen wir an den Besucherströmen vorbei in einen kleinen Raum. Jeder von uns bekommt einen knallroten Overall und einen Helm in die Hand gedrückt. Bei meiner Größe brauche ich etwas Hilfe beim Anziehen. Wie große und kleine Teufelchen hüpfen wir in unseren Gummistiefeln herum, bis bei jedem der Overall sitzt und wir für die Reise bereit sind. Im Tunnel wartet schon ein Zug auf uns, der uns zwei Kilometer in die Tiefen der Grotte entführt. Unsere Fahrt führt durch ein atemberaubendes Höhlensystem. Alle 24 Kilometer können wir beim besten Willen nicht erkunden, aber einige Kilometer liegen vor uns.
Borut erklärt uns die Entstehung der riesigen Säulen. Im Licht der Lampen funkeln die Stalagmiten und Stalaktiten wie Edelkristalle. Unser Weg führt uns die ersten Kilometer durch die großen Säle und die riesigen Hallen der Grotte. Die hohlen Stalaktiten hängen wie Eiszapfen von der Decke. Wo sie ihr Gegenstück berühren und die Säule komplettieren bilden sich an manchen Stellen riesige Orgeln. Borut gibt uns ein kleines Klangkonzert, bevor wir weiterziehen. Es ist bewundernd was Zeit und Wasser aus einer kargen Höhle anstellen können. Mehr als 300.000 Jahre Entwicklung stehen vor uns: ein Zentimeter pro 100 Jahre. Die Formen und Farben reichen von strahlend weiß und spaghettiförmig über schwarz und gigantisch bis rot und in Form von Vorhängen.
Dabei sind wir mit unseren roten Overalls ganz eigene Spezies unter den Besuchern.
An einem Abzweig machen wir halt. Borut schließet die kleine Tür in einen künstlichen Tunnel auf und wir entschwinden aus der Sicht der Touristen ins Dunkle. Nach einigen hundert Metern eröffnet sich eine riesige weitere Halle vor uns: die schwarze Grotte. Durch den Hintereingang entschlüpfen wir der Kälte unter Tage und gelangen in den Wald der Oberwelt. Nicht für lange. Borut schließt wieder eine Tür auf und ein riesiges Loch tut sich vor uns auf. Ein Pfad führt 350 Stufen hinab zum Fluss Pivka. Der Fluss schlängelt sich wieder in den Fels hinein und wir folgen ihm in seine dunkle Umgebung. Als der Fluss einen Schlenker macht, legen wir Kletterausrüstung an und seilen uns zum Flusslauf ab. Im Schein der Kopflampen klettern wir nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche zum nächsten Ufer.
Höhlen wie Kathedralen
Den Weg nach draußen muss uns Borut natürlich zeigen. Meine Orientierung in der riesigen Grotte ist absolut ausgeschöpft. Zurück im touristisch erschlossenen Teil warten wir auf unseren Zug zurück in die Außenwelt. Unser Besuch darf aber nicht ohne den weltberühmten Grotten-Olm zu Ende gehen. Etwas Neid kommt auf, als Primož, der Biologe, erzählt, dass der Olm bis zu 10 Jahre ohne Nahrung auskommen kann. Mein Magen knurrt!
Als wir aus der Dunkelheit kriechen und das Tageslicht uns in die Augen schein, ist die Wärme der Sonneneinstrahlung eine Wohltat. Nach kurzer Erholung geht es auf zur nächsten Etappe ans Meer…
Auf Einladung des Slowenischen Fremdenverkehrsamtes Deutschland
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