Die Kunst des Alltags

Der Alltag eines Reisenden ist meist eine ganz andere Sache, als die schönen Bilder vermuten lassen. Die Dinge im Hintergrund machen meist 70% der Zeit aus.

Ein typischer Tag abseits der Touren, Abenteuer und Erlebnisse ist bei mir meist ein Transfertag oder ein Pausentag. Ich bin, verglichen mit anderen Reisenden mittelmäßig schnell unterwegs. Ich bleibe gerne an Orten, die mir gefallen, ziehe aber auch schnell weiter, wenn mir die Stadt nicht gefällt oder die Infrastruktur nicht ausreichend ist. Aber selbst Pausentage sind immer noch anstrengend, wenn man sich übernimmt oder mal wieder die Kultur unterschätzt.

So erst wieder letztens. Irgendwie war der Wurm drin und nichts wollte klappen.

Karibu - Willkommen

Karibu – Willkommen

Was gehört alles zum Alltag?

Es gibt viele Dinge, die sich einfach nicht vermeiden lassen und die auch nicht bis auf zu Hause warten wollen. Hier mal die wichtigsten:

  • Essen und Trinken: Sicherlich eins der wichtigsten Dinge. Recht einfach, wenn man unerschrocken ist und einen guten Magen hat. Ansonsten muss man schon mal hungern oder jeden Tag das Gleiche Essen.
  • Unterkunft: Meist eine der einfacheren Übungen und auch ohne Reservierung überall möglich, außer man übersieht mal wieder eine Messe oder die WM.
    Auf Empfehlung reist es sich übrigens am angenehmsten. Einfach mit anderen Reisenden reden.
  • Wäsche: Kleidung wird schmutzig und verschwitzt, geht kaputt oder verloren. Ich habe nicht viel in meinem Rucksack. Also steht bei mir ungefähr einmal die Woche waschen an. Meist an Orten mit mindestens zwei Übernachtungen, da kann man entweder die Sachen im Hotel oder im Waschsalon für wenig Geld waschen lassen. Selten wasche ich selbst und dann auch nur Kleinigkeiten, die über Nacht trocknen.
  • Geld: Die Geldversorgung spielt vorallem bei längeren Reisen und in Gebieten mit wenig Infrastruktur eine Rolle. Madagaskar hat tägliche Planungen erfordert und man musste immer fragen, welche Stadt wieder einen Geldautomaten hat. Brasilien hatte zwar viele Geldautomaten, aber die Banken wollten teilweise nicht mit meiner Karte auskommen und in Nepal ging öfters mal der Geldautomat nicht, sodass man einen anderen suchen musste. Kleines aber wichtiges Detail auf meinen Reisen.
  • Planung: Wie jeder andere, der auf Reisen geht, muss sie geplant werden. Nur anstatt einmal alles zu planen, ist es bei mir ein täglicher Prozess. Es kann so viel passieren: man trifft Leute, man ist einfach nur zu müde zum Weiterziehen oder man bekommt noch einen Reisetipp und man ändert seine Route. Meist heißt Planung aber nichts anderes als herauszufinden, von wo, wann und wohin Busse fahren, wie man auf eine Insel kommt oder was man sehen möchte. Denn Distanzen sind lang und ich bin nicht gerne im Zick-Zack unterwegs.
  • Unterhaltung: Nein, Kino und Theater stehen hier nicht im Vordergrund. Es geht um Gespräche mit anderen Reisenden und Locals. Ich finde eine Reiseroute plant sich am besten mit Tipps von anderen. Die Informationen sind aktueller als der Reiseführer und die Wahl einer Agentur für Touren ist immer ein Erfahrungsaustausch wert. Natürlich lernt man viele neue und interessante Menschen kennen.
  • Post: Ich schicke gerne Postkarten und gerne auch mal überflüssiges nach Hause. Am schnellsten sind die Briefe zu Hause, wenn man sie auf dem Hauptpostamt und in Städten mit internationalem Flughafen abgibt. Wichtige Dinge kann man als „registierte“ Post aufgeben.
    Aber zu Hause kommt auch Post an, die manchmal beantwortet werden muss.
  • Blog: Und am Ende ist natürlich mein Blog ein kleiner Zeitfresser im Alltag: Artikel schreiben, Bilder aufbereiten, recherchieren und reflektieren.

Die Pizza ist kaputt

Pizza am Abend

Pizza am Abend

Was so alles an einem typischen Tag passieren kann, ist unvorhersehbar. Ich will zum Beispiel meinen Blog schreiben. Dazu brauche ich einen Computer, meine Bilder, etwas Geld und vorallem Strom. Aber vorher soll es noch was zu Essen geben: zur Feier des Tages mal was „Heimisches“. Also gehe ich in ein Restaurant um die Ecke vom Hostel.

Ich bestelle brav meine Pizza. Gerade bin ich erst von einer Tour in den Bergen wieder gekommen und habe ordentlich Hunger. Ich bestelle, setzte mich und warte. Brav und geduldig brauchen selbst die schnellsten Restaurants ihre Weile, um eine Pizza zuzubereiten. Ich blicke nach 20 Minuten zur Kellnerin rüber und sie antwortet mir, dass die Pizza in 2 Minuten fertig sei. 2 Minuten später kommt ein anderer Kellner mit dem Menü zu mir und überbringt mir die schlechte Nachricht: „Sir, your pizza is broken!“.

Verdutzt schaue ich ihn an und frage, was passiert sei. Die ehrliche Antwort erstaunt mich umso mehr. Der Koch sei neu und wisse nicht, wie man eine Pizza macht. Er bietet mir ein mir unbekanntes Gericht an, welches nur sieben Minuten dauert, aber sicher gelingen würde. Und tatsächlich…es steht pünktlich vor mir. Aber ohne Gabel. Sie wird mir dann auf Wunsch gebracht und mit dem Kommentar versehen, dass ich indisch bestellt hätte und die Landsleute essen halt ohne Gabel.

Nachtrag: Am Abend hat mir der Koch aus meinem Hostel dann doch noch eine Pizza zubereitet. Sie war noch nicht einmal auf dem Menü. Ich konnte sie auch nicht bei den Kellnern bestellen. Die Rezeption war schlussendlich so hilfsbereit, den Koch persönlich zu kontaktieren.

Der Bilder-Marathon

Eine Reise - viele Bilder

Eine Reise – viele Bilder

Zu einem Blogeintrag gehören Bilder. Davon habe ich mittlerweile tausende. Jetzt bin ich ein vorsichtiger Mensch und gehe mal von dem Fall aus, dass meine Speicherkarten irgendwie verschwinden. Also begebe ich mich auf die Suche nach einem USB-Stick, auf dem ich die Bilder sichern und per Post heimschicken kann. Denn auch mein Rucksack ist kein sicherer Ort.
Doof nur, dass ich vor lauter Reisen keinen Sinn mehr für Wochentage habe, geschweige denn für Feiertage. Heute ist wohl so ein Tag. Es ist schon schwer, das Richtige zu finden aber dann noch Qualität. Dafür sind die Länder mir noch zu fremd und ich meist zu kurz in einer Stadt, um mich auszukennen.
Ich finde am Ende aber einen kleinen Laden und ein Produkt, das einen guten Eindruck macht. Aber schon beim Einstecken in den PC scheitere ich. Kann aber auch am PC liegen, denke ich mir und in einem zweiten geht es dann auch. Nach vier Stunden kopieren zahle ich mein erstes Lehrgeld. Zwar kopiere ich Daten aber mit einem Schneckentempo. Also muss ich morgen weiter machen, denn es wird dunkel und ich habe wieder Hunger.
Das zweite Lehrgeld zahle ich am nächsten Morgen. Einige der Bilder sind korrupt. Also war mein Schnellschuß-Kauf ein Reinfall. Ich kontaktiere also einen Local und bekomme einen guten Laden empfohlen und bekomme hier auch meine Qualität. Den anderen USB-Stick gebe ich nach einigen Diskussionen wieder zurück und zahle Lehrgeld Nummer 3, denn ich erhalte nicht alles Geld zurück.
Dafür sichere ich schliesslich meine gesamten Bilder in weniger als zwei Stunden und schicke sie noch am gleichen Tag nach Hause; per Einschreiben, denn nach all den Mühen sollen sie auch heil ankommen.

Das Loch

Loch in der Hose

Loch in der Hose

Während ich noch mit der Elektronik kämpfe, arbeitet ein fleißiger Schneider an meiner Hose. Die hatte ich mir am Berg aufgerissen und musste sie zum Flicken geben. Dank meines Taxi-Fahrers fand ich sogar am Feiertag einen und er war gewillt mir die löchrige Stelle bis heute, also dem nächsten Tag, zu reparieren.
Zur vereinbarten Zeit und am richtigen Ort (was bei der Menge an Schneidern und gleich aussehenden Straßen schwerer ist als gedacht) fand ich ihn und meine Hose wieder. Eine wirkliche Meisterleistung. Man könnte denken, die Hose soll so aussehen. Nur die Innenseite zeugt von der Reparatur.
Schnell, gut und mit 2,50 Euro sehr günstig darf sich die Hose bald im Alltag beweisen.

Und es bloggt

Internet-Cafe

Internet-Cafe

Endlich ist der Kopf frei, die Ausrüstung repariert und die Klamotten in der Wäsche. Ich kann also mich an meinem Blog vergreifen. Das Internet-Café habe ich empfohlen bekommen und bin auch überrascht. Die Tastatur klemmt nicht, es ist günstig und die Verbindung recht schnell und zuverlässig. Betonung auf recht. Denn dieser Artikel ist effektiv schon der Zweite. Der erste Artikel wurde in die Abgründe der Technik gezogen und war einfach weg.
Glücklicherweise gibt es lange Busfahrten, auf denen man langsam, aber sicher auch schreiben kann.
Hier hat man auch nicht das Problem mit den Umlauten und dem anderen Tastaturlayout. Für die Umlaute habe ich mittlerweile einen ASCII-Code Spickzettel (z.B. Alt+0252 ergibt ein ü). An das Layout gewöhnt man sich.
Und wer sich jetzt die Frage stellt, wieso ich keinen Laptop dabei habe: Ich möchte gerne so leicht und einfach wie möglich unterwegs sein. Außerdem wollte ich Wertgegenstände vermeiden und mein Rucksack wird leider auch nicht mit Samthandschuhen angefasst. Also lieber auf die vorhandene Infrastruktur zurückgreifen.
Eigentlich sind nun alle Voraussetzungen für einen Blogeintrag erfüllt; hätte ich Strom.
Ich gebe mir viel Mühe, mindestens einmal die Woche von mir hören zu lassen. Aber wenn mal wieder die ganze Stadt für Stunden in Dunkel getaucht wird, bin auch ich machtlos. Gut, dass hier die Abhängigkeit noch nicht so groß ist. Es gibt viele Generatoren und wenn nicht, kommt man auch ohne aus. Aber wehe das Mobilfunknetz fällt aus.

Wieso der Stress

Bus ohne mich

Bus ohne mich

Am Nachmittag finde ich dann die gegebene Ruhe, um mir mal Gedanken über meine weitere Route zu machen. Nein, nicht meine Laufwege in der Stadt. Davon habe ich sicher heute 12 Kilometer hinter mich gebracht. Sondern, wie ich im Großen weiter reisen möchte.
Ich finde heute natürlich keinen, der die Region bereist hat, also gehe ich auf Nummer sicher und entscheide mich für die kurze (10 Stunden) und bequeme Busfahrt.
Ich spaziere wieder los, um mein Busticket zu kaufen. Natürlich habe ich wieder den Feiertag vergessen. Alle Busse sind voll für die nächsten zwei Tage. Es wollen einfach alle wieder nach Hause.
Meine Spontanität zieht dieses Mal die gelbe Karte. Ich finde dann aber noch einen Bus am übernächsten Tag. Zwangspause nach einem verflixten Tag. Die Pause habe ich mir verdient.

Und dieses Mal mache ich wirklich Pause, flüchte aus der Stadt und paddle gemütlich auf einem See. Ruhe pur!

Ruhiges Paddeln auf dem See

Ruhiges Paddeln auf dem See

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert