Was braucht man wirklich, wenn man als Backpacker unterwegs ist? Diese Frage stellt sich, glaube ich jeder vor seiner Rucksackreise. Die Packliste ist mitunter hunderte Zeilen lang und man kann sich nicht entscheiden, was man mitnehmen soll. Am Ende der Reise stellt man fest, man hat nur die Hälfte gebraucht und sich noch viele neue Dinge gekauft.
Nachdem ich mir auf meiner Reise in Südamerika die Frage noch einmal von Grund auf stellen durfte, kam die Erkenntnis: weniger ist mehr! Nur vorne weg: Ich zähle mich nicht zu den Ultra-Leicht-Backpackern. Meine Zahnbürste lasse ich ganz und säge sie nicht ab. Auch besteht mein Rucksack nicht aus einer Plastiktüte (außer mit Ausnahmen). Diesen Komfort gebe ich nicht auf.
Rucksackinhalt einmal auf Los
Warum ich in Südamerika meinen „Rucksack“-Inhalt nochmal überdenken durfte? Mein Rucksack entschied sich eines Tage, einen anderen Weg einzuschlagen und ging ohne Verabschiedung seine eigenen Wege. Ohne „Alles“ durfte ich also nochmal von neuem packen und dieses Mal mit dem Wissen, was ich wirklich brauche. Wie geht man mit „Ohne-Rucksack“ um? „Vom Backpacker zum Platic-Bag-er: Plötzlich ohne Gepäck“ widmet sich diesem Thema.
5 Gründe für leichtes Gepäck
- Flexibilität: Auf langen Reisen macht man viele Aktivitäten mit. Den einen Tag wandert man, den anderen liegt man am Strand. Ein gut sortierter Rucksack kann immer mit dabei sein und man kann ihn einfach selbst tragen. Ich habe schon viele Leute am Berg keuchen sehen, weil sie ihre 60l auf 4000m tragen mussten. Ich war mit 35l und 7kg leicht dabei und hatte dennoch alles dabei.
- Mobilität: Der Mini-Bus kommt und hält – nicht – … warum? Er hat deinen riesigen Rucksack und deinen ebenso vollen Daypack gesehen und partout keinen Platz mehr für dich. Ein kleiner Rucksack passt immer auf den Schoß und ist sonst auch schnell und einfach verstaut.
- Schnelligkeit: Ein kleiner Rucksack ist schnell gepackt und es fällt eher auf, das man noch irgendwo etwas liegengelassen hat, weil noch Platz ist. Außerdem kann man sich schneller bewegen,
- Sicherheit: Man kann seinen kleinen Rucksack immer bei sich haben und muss ihn selbst im Flugzeug nicht einchecken. Damit muss man sich keine Sorgen machen, ob der Rucksack bei einer Airline oder im Bauch des Busses abhanden kommt. Hier gibt es natürlich Ausnahmen. Manche Busgesellschaften verstauen das Gepäck unter dem Bus und geben es nur gegen den Gepäckabschnitt heraus. Dennoch ist ein kleiner Rucksack unauffälliger. Außerdem, je weniger man mit hat, desto weniger kann abhanden kommen. Das beruhigt das Gewissen.
- Der Moment: Im Gegensatz zu den Souvenirjägern, sollte eine Reise dazu genutzt werden „Momente“ zu sammeln. Also schöne Erlebnisse, Erfahrungen und auch mal ein Rückschlag, denn diese machen bekanntlich stärker. Diese Dinge kann dir keiner mehr nehmen und belasten auch nicht dein Gepäck.
5 Nachteile eines kleinen Rucksacks
- Öfter Waschen: Man wäscht seine Kleidung so oder so, aber nun hat man etwas weniger mit. Also muss man öfter waschen. Da hilft noch Kleidung „recyceln“. Also, wenn Schweiß droht, einfach wieder die verschwitzten Sachen anziehen und nicht die frischen Klamotten auch noch benutzen. Diese nutze ich dann lieber nach dem Duschen oder in den Abendstunden.
- Kleine Souvenirs: Mich stört es recht wenig, da ich nur Postkarten aus den verschiedenen Ländern sammle. Wenn man sich natürlich in jeder Stadt eine Glocke, eine Holzfigur oder einen Teppich kaufen möchte, dann ist ein kleiner Rucksack fehl am Platz. Ich verschiebe da lieber die Souvenirs auf den letzten Reisetag und muss sie somit auch nicht die ganze Reise tragen.
- All-in-One Daypack: Wer einen großen Rucksack hat, hat meist noch einen kleinen Daypack dabei. Aber die meisten, die ich treffe, können ihn sowieso nicht nutzen, da er auch mit Sachen vollgestopft ist. Daher meine Frage zurück! Ich bin der Meinung, es ist das gleiche, einen großen Rucksack und einen vollen Daypack oder einen vollen kleinen Rucksack mit zu haben. Und für den Fall, dass ich wirklich einen Daypack brauche und meinen Rucksack nicht auspacken möchte habe ich noch einen kleinen „Nano-Rucksack“ dabei. Verpackt ist er nur Faust groß.
- Proviant: Ich habe meist noch etwas Platz für den Bus-Snack zwischendurch und den packe ich auch gerne ein. Wer natürlich ein 2-Gänge-Menü oder aus Kostengründen Proviant mit sich tragen muss/möchte, muss außen anbauen. Bei Bananen ist es sowieso eine gute Idee, diese nicht ungeschützt in den Rucksack zu packen.
- Schlafsack: Beim besten Willen passt ein Schlafsack nicht mehr in den Rucksack. Zumindest nicht bei mir. Ich brauche immer die XXL-Version und die sind einfach zu groß. Einen Schlafsack habe ich nur zwei Mal in drei-ein-halb Monaten gebraucht und dann habe ich ihn mir ausgeliehen. Ein Hüttenschlafsack reicht meist vollkommen aus.
Meine Minimalausstattung
Wenn ich eine Reise plane, schaue ich meistens was ich machen will. Also Tauchen, Wandern, Städte besichtigen und so weiter. Auch spielt das Klima eine große Rolle. Lieber warme Sachen oder doch eher die kurze Hose. Da das auf einer langen Reise eher schlecht geht und man sich nicht auf alles Vorbereiten kann und auch beim besten Willen nicht alles mit sich herumtragen kann, ist es aus meiner Sicht sinnvoll nur das Nötigste einzupacken. Der Rest kommt während der Reise und wenn man es braucht.
Hier meine Liste von meiner Südamerika-Reise, nachdem ich sie nochmal überdenken durfte:
Kleidung
- Zip-Hose 1x
- Lange Hose 1x
- Badehose 1x
- Unterhose 4x
- Regenjacke 1x
- Strümpfe 4x
- Gürtel 1x
- Fleece 1x
- Langes Shirt 1x
- T-Shirts 2x
- Halstuch 1x
- Flip-Flops 1x
- Feste Halbschuhe 1x
- Dünne Handschuhe 1x
Hygiene
- Zahnbürste 1x
- Zahncreme 1x
- Rasierer 1x
- Stück Seife 1x
- Nagelcliper/Feile 1x
- Sonnencreme 1x
- Handcreme 1x
- Hygiene-Handgel 1x
- Handtuch 1x
- Klopapier 1x
- Moskitospray 1x
- Näh-Kit 1x
- Lippenstift mit Sonnenschutz 1x
- Kamm 1x
- Deo 1x
- leichter Kulturbeutel 1x
Sonstiges
- Schlafsack-Inlet 1x
- Notizbuch 1x
- Bleistift 1x
- Kopflampe 1x
- Reiseführer 1x
- Schloss 1x
- Sicherheitstasche 1x
- Ohrenstöpsel 1x
- Sonnenbrille 1x
- Kugelschreiber 1x
- Nackenkissen 1x
Erste Hilfe
- Heftpflaster 1x
Dokumente
- Reisepass 1x
- Kreditkarte 1x
- Führerschein (International/National) 1x
- Geld 1x
- Geldbeutel 1x
- Passbilder 1x
- Kopien Reisepass 1x
- Namensschild 1x
Elektronik
- Handy 1x
- Digitalkamera 1x
- Speicherkarte 2x
- Ladegerät Handy 1x
- Ladegerät Kamera 1x
- USB-Stecker 1x
- Kopfhörer 1x
- Kameratasche 1x
Die Kombination ist der Weg
Mit dieser Ausrüstung habe ich einen 6000m Berg bestiegen, den Dschungel erkundet, -20°C in der Salar de Uyuni getrotzt, Surfen in Mancora gelernt, mehrere Treks durch Peru überstanden und bin eigentlich sehr komfortabel gereist. Vermisst habe ich dabei nie etwas. Ein Übersetzungfehler hat dennoch mich etwas erröten lassen.
Auf die Frage, wie oft ich meine Kleidung wechsele, habe ich geantwortet: „I change my pants once a week.“ Der Britte gegenüber hörte somit folgendes: „Ich wechsle meine Unterhose einmal die Woche.“ Der Amerikaner hätte gehört (wenn es nur einer gewesen wäre): „Ich wechsle meine Hose einmal die Woche.“ Nagut…kann passieren.
Ich mache immer eine Packliste und frage mich zu jedem Gegenstand drei Mal, ob ich ihn brauche:
- Wenn ich ihn weniger als 3 Mal die Woche brauche, dann lasse ich ihn einfach zu Hause.
- Wenn ich einen ähnlichen Gegenstand habe, der mehr Funktionen hat und den man „Missbrauchen“ kann, dann fliegt der andere von der Liste (Beispiel: Hose und Zip-Hose…die Zip-Hose würde gewinnen)
- Gibt es den Gegenstand auch Unterwegs. Wenn ja, dann nehme ich ihn nicht mit und kaufe oder leihe ihn mir bei Bedarf.
Ich wünsche frohes Packen!
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