Das zweite Mal bin ich nun in Barcelona. Das erste Mal liegt Jahre zurück, aber ich kann mich noch entsinnen, damals wie ein Wilder den Sehenswürdigkeiten hinterher gerannt zu sein. Dieses Mal will ich etwas anderes machen.
Nach meinem Ruhetag an Bord es Kreuzfahrtschiffes „Mein Schiff 5“ und dem Abendabschluß mit Cocktails und Wein, bin ich noch etwas träge am Morgen.
Ich gehe trotzdem schon früh von Bord und entscheide mich gegen den Shuttle-Bus in die Stadt. Stattdessen beschließe ich, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Das Wetter hüllt die Stadt in einen grauen Nebel, versteckt die Sonne und ist nicht gerade motivierend. Andererseits ist es am Morgen noch nicht so warm. Ohne wirkliches Ziel zieht es mich in die Stadt. Einfach nur kreuz und quer durch die Stadt laufen, die Stadt fühlen. Ich erreiche nach einer Weile das „Barri Gotic“-Viertel. Die Geschäfte sind noch geschlossen und so lasse ich mich in aller Ruhe durch die Gassen treiben. Planlos durch die Stadt. Die Kathedrale wirkt noch vergleichbar leer, als ich über die heiligen Stufen trete. Ich lasse mich davor nieder und beobachte das Treiben, sehe zu, wie sich der Platz langsam füllt und um 10 Uhr die ersten geführten Touristengruppen die Stadt fluten. Ich ziehe weiter.
Auf dem „Mercat dels Encants“ treffe ich auf das barcelonische Flair eines Flohmarktes. Von der spiralförmigen Empore beobachte ich das Treiben. Kaufen will ich nichts, aber das Gewusel fasziniert mich. Gleich auf der anderen Seite des „Plaça de les Glòries Catalanes“ sieht die Welt ganz anders aus. Ein kleines Projekt hat mitten an der Hauptschlagader der Stadt einen kleinen Garten eingerichtet. Gleich daneben übt ein älterer Herr Boule. Ein wundervoller Gegensatz von getrieben und treiben lassen.
Eine Attraktion lasse mich mir dennoch nicht entgehen. Die Sagrada Famillia muss ich einfach sehen; den Baufortschritt von vor vielen Jahren begutachten. Die Menschenmassen vor dem Prachtbau lassen mich aber schnell weiter spazieren. Ich fühle mich in Menschenmassen einfach nicht wohl und so sehe ich auch eine Weile später schnell zu die „La Rambla“ zu verlassen. In den kleinen Gassen von Barri Gotic treffe ich auf Tim. Schon seit Monaco kreuzen sich unsere Wege häufiger. Wir setzten uns in ein kleines Restaurant und bestellen Tapas.
Ein wenig Stress kommt bei mir dann doch auf. Statt mich vollkommen von der Stadt vereinahmen zu lassen, muss ich schon wieder zurück aufs Schiff. Mir wurde zwar immer wieder versichert, dass es ohne mich nicht ablegen wird, aber herausfordern möchte ich es nicht. Ein Nachteil an einem Kreuzfahrtschiff. Hier fährt das Hotel einfach weg.
Dafür bietet es mir am Abend noch ein Theaterstück und eine Lichtshow auf dem Pooldeck. Dinge, für die ich gerne wieder an Bord gekommen bin.
Moderne trifft Valenica
Die Nacht ist noch nicht richtig vorbei, da legen wir schon in der nächsten Stadt an. Ich muss sagen, so langsam gewöhne ich mich an den Rythmus, jede Nacht gut zu schlafen und dann doch in einer neuen Stadt zu sein. Nach dem langen Spaziergang in Barcelona tun die Füße immer noch ein wenig weh. Also entscheiden Tim und ich, uns lieber ein Fahrrad zu mieten, um die Stadt zu erkunden.
Unsere Fahrt führt uns durch den Grüngürtel „Jardín del Turia“ der Innenstadt. Immer weiter in Richtung Meer. Bei strahlend blauem Wetter schlängeln wir uns über die Fahrradwege in Richtung Hemisfèric und der „Stadt der Wissenschaft“. Im alten Flußbett des Turia-Flußes rollen die Fahrräder schon fast von selbst. Noch nie habe ich einen so großen Park in einer Stadt gesehen. Am Ende stehen wir an der Marina und am Anfang des Strandes. Obwohl es November ist, lädt der Strand zum Baden und Volleyballspielen ein. Wir genießen den Fahrtwind und die leichte Brise und radeln den Strand entlang. In der Ferne können wir „Mein Schiff 5“ liegen sehen.
Wir kehren um und geben unsere Fahrräder wieder zurück. Die Altstadt erkunden wir lieber zu Fuß. Wir betreten den römischen Kern durch das Tor „Porta de Serrans“ und schlängeln uns durch die Gassen bis hin zur Kathedrale. In einer kleinen Seitengasse finden wir ein Restaurant und lassen uns nieder. Wir bestellen die traditionelle „Paella Valenciana“. Serviert bekommen wir die goldgelbe Paella mit Huhn und Kaninchen in einer riesigen Pfanne. Schon vorgesättigt durch die zwei kleinen Vorspeisen lassen wir es langsam angehen.
Rucksack auf großer Fahrt
Als das Schiff wieder pünktlich um 19 Uhr ablegt, wird dies bereits der letzte Abend und die letzte Nacht an Bord sein. Zeit für ein kleines Résumé, bevor ich am nächsten Tag in Palma de Mallorca von Bord gehen werde. Ich habe an Bord viele Leute getroffen und oft zu hören bekommen, dass es nicht deren erste Kreuzfahrt ist. Auch im Gegensatz zu den Vorurteilen mancher, ist der Altersschnitt nicht so schlecht, denn es waren auch viele junge Menschen an Bord, was die Atmosphäre sichtlich lockert und viel Spass mit sich bringt. Selbst ich, als „Kreuzfahrt-Neuling“, habe die Fahrt als sehr angenehm empfunden.
Das Rahmenprogramm an Bord und an Land bietet für jeden etwas. Als Backpacker habe ich die Infrastruktur etwas weniger genutzt, als so manch anderer, dafür aber die Vorzüge einer bequemen Reise jeden Tag genossen. Von dem Stress abgesehen, dass ich pünktlich wieder auf dem Schiff sein musste, war die Reise schon nach dem ersten Tag ein beruhigendes Erlebnis; einmal diese Erfahrung gemacht zu haben, möchte ich nicht mehr missen.
Für mich fühlte es sich an, wie einen Backpacker-Sneak-Preview für die Städte und Länder, aber ohne den positiven Stress eines Rucksackreisenden; diesen Stress ziehe ich jedoch trotz allem einer durchgeplanten Reise vor.
Serie – Backpacker auf Kreuzfahrt
Auf Einladung von TUI Cruises.
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