Der Ruf eilt Bamberg voraus; viele schöne Geschichten habe ich schon aus der Stadt gehört und ihr Ruf ist sogar zu mir nach Afrika vorgedrungen. Am Strand von Mafia Island wurde mir von einer schönen Altstadt erzählt, von einem kleinen Theater namens „WildWuchs“ und schmalen, idylischen Gassen in der Stadt. Auf Wetter kann ich keine Rücksicht nehmen, zu sehr freue ich mich auf einen Besuch in der Stadt und als es Freitag wird, hole ich zu einem kleinen Anruf aus. Frederic hebt ab, ist erfreut und wir verabreden uns für den nächsten Tag zum Mittagessen.
Von oben
Ich nehme den gefühlt ersten Zug, um soviel wie möglich von meinem Tag zu haben. Als ich losfahre ist der Himmel noch leicht bedeckt, zieht aber immer mehr zu. Es wird dunkler statt heller. An einem kleinen Bahnhof vertreibe ich mir die Wartezeit mit Frühstücken. Dieses mal habe ich sogar Glück und werde nicht vom Dialekt überrumpelt. Am Gleis sitzend, mit Hörnchen und Kaffee in der Hand, schaue ich dem doch recht munteren Treiben auf den Bahnsteigen zu. Als der Zug dann kommt, steige ich mit einer Wandergruppe zusammen ein. Der Nieselregen hatte schon angefangen und ich seh deutlich ihre „Begeisterung“ auf den Gesichtern. Am Bahnhof in Bamberg angekommen, kann sich der Himmel nicht mehr zusammenreißen und öffnet seine Schleusen über die schöne Stadt, damit sie wachse und gedeihe.
Ein kleiner Snack beim Bäcker vertreibt meine Langeweile, die ich mittlerweile im Bahnhofsgebäude verspüre und der Himmel hat ein Erbarmen. Nach einer Weile hört es tatsächlich auf zu regnen, ich schlendere die Hauptstraße hinunter. Etwas laut und beengt finde ich es schon, aber als ich dann in der Fußgängerzone ankomme, werde ich für mein frühes Aufstehen belohnt. Es zeigt sich eine wunderschöne Altstadt. Ich bummle die Straße hinunter, vorbei an Marktständen, die mit frischem Obst und Gemüse locken.
Mein erstes Ziel ist die Touristeninformation. Für Touristen ohne Stadtplan ist es die erste Herausforderung, sie zu finden; etwas versteckt liegt sie schon. Neu mit einem Stadtplan bewaffnet ist das E.T.A.-Hoffmann-Theater mein nächstes Ziel. Ich möchte mir den kleinen Hoffmann von Reinhard Klesse vor dem Theater anschauen. Danach überquere ich den Kanal und passiere die Obere Mühlbrücke.
Nach oben
Es geht zum ersten Mal nach oben. Der Stephansberg bietet den ersten Hügel. Die kleinen Gassen mit ihren Fachwerkhäusern und den Brauereien mittendrin liegen recht ruhig. Nur eine Führung nach der anderen durchbricht die Idylle und lässt einige dutzend Touristen an mir vorbeilaufen. Bevor ich mich mit Frederic am Domberg treffe, umrunde ich diesen ganz großzügig und verbinde den Jakobsberg und den Michaelsberg mit meiner Route. Vom Jakobsberg habe ich einen wunderschönen Ausblick über die tief gelegene Stadt. Am Michaelsberg erwartet mich das ehemalige Kloster der Benediktiner.
Die großzügige Anlage sitzt prächtig über der Stadt und als mittlerweile sogar die Sonne sich mal blicken lässt, ist der Ausblick vom Park über den Domberg und die etwas tiefer gelegene Stadt beeindruckend. Leider ist die Klosterkirche aufgrund von Bauschäden aktuell nicht betretbar und somit auch nicht das Grab des Heiligen Otto. Ein Loch durch den Sarg soll bei mehrmaligen Durchqueren von Rückenschmerzen befreien. Ich glaube, eher das Gegenteil wäre der Fall. Über den Benediktinerweg finde ich meinen Weg zum Domberg.
Auf dem großen Domplatz bietet mir die Front des Doms eine gewaltige Breitseite. Gegenüber umrahmt die neue Residenz den Platz und passt sich in das Ensemble ein. Im Rosengarten hinter der neuen Residenz treffe ich auf Frederic; ein Wiedersehen nach mehreren tausend Kilometern Reise.
Frederic zeigt mir seine Wahlheimat und führt mich ein wenig durch Bamberg. Die Sonne scheint rechtzeitig zur kleinen Fotosession und leuchtet „Klein Venedig“, die alten Fischerhäuser, prächtig aus.
An seinem Theater vorbei, gelangen wir in die Obere Sandstraße. Von dort am prächtigen alten Rathaus vorbei und….. weiter kommen wir nicht. Es zieht schnell dunkel auf, wir flüchten uns vor einem kurzen und kräftigen Regenschauer in eine Kneipe.
Es ist nun auch kurz nach Mittag und der Hunger ist auch gegenwärtig. Die riesige Portion Schäufele wirkt wie ein Schlafmittel zum Mittag. Völlig benommen von Rauchbier und dieser riesigen Portion Mittagessen machen wir einen ruhigen Verdauungsspaziergang durch den Theresienhain. Nach nur fünf Minuten von Stadt zu Grün überrascht mich positiv. Wir tauschen uns über unsere Reise aus. Während ich nach Morogoro in Tansania und weiter nach Westen zum Tanganjikasee zog, reiste Frederic erst nach Norden und dann gegen den Uhrzeigersinn über den Tanganjikasee zurück nach Sansibar. Für mich ist es immer wieder eine Freude, an Afrika zurückzudenken.
Nach einem äthiopischen, frisch gerösteten Kaffee ist es leider auch schon wieder an der Zeit, meinen Kurzausflug zu beenden. Mein Zug wird mich noch eine Weile bis nach Hause fahren müssen. Ich verabschiede mich von Bamberg und danke Frederic für seine kleine Führung durch die Stadt. Mit etwas mehr Zeit hätte ich noch das sagenumwobene Nachtleben von Bamberg erleben können, aber es darf auch mal ein Tag Pause sein. Zuhause ist es auch immer mal wieder schön!
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